Und am Mittwoch kam die große Krise. Alle waren müde. Natürlich. Aber einige der Jugendlichen brachten nicht die Kraft auf, sich auf Theater einzulassen. Sie waren unkonzentriert, hatten nur Dummheiten im Kopf, ließen sich nicht organisieren, hörten noch weniger zu als schon zu guten Zeiten - und zum ersten Mal gab es Murren und Proteste der Gruppen gegeneinander: Die aus xxxx seien sehr nervig. Die aus yyyy würden stören. Die aus zzzz stören noch mehr. Zum ersten Mal in all den Tagen beschloss der Produktionsleiter, ein Aufwärmtraining abzubrechen. Er wollte es der Choreographin nicht zumuten, in einem derart undisziplinierten Chaos zu arbeiten.
Es folgten Einzelgespräche mit den Gruppen. Es folgten hoch emotionale Auseinandersetzungen über Gruppendisziplin, Verantwortung und Zuverlässigkeit. Es folgte ein Einschwören auf das Projekt und die gemeinsame Arbeit mit den Menschen aus den anderen Gruppen.
Und auch diese Krise - es war übrigens nicht die erste - wurde wieder bewältigt. Und wie!! Am Donnerstag gab es zwei sehr gut verkaufte Vorstellungen. Am Vormittag starteten alle Jugendlichen richtig durch. Und am Abend beschenkten sie sich selbst mit einem unglaublichen Höhenflug. Die gesamte Gruppe geriet in einen Spielrausch. Sie kämpften gemeinsam um ihren Inhalt. Sie tanzten, spielten und sangen gemeinsam in dem Bewusstsein, einen außergewöhnlichen Augenblick in Händen zu halten. Und wenn wir am Mittwoch noch dachten, wir hätten mit der Planung alle überfordert, wendete sich unsere Meinung am Donnerstag abend wieder: Es war gut, uns alle in diesen Marathon einzubinden. Ein Weg mit Krisen ist wichtiger als eine rosarote Kuschelveranstaltung. Es hinterlässt zwar Macken und Kerben, aber es hilft auch ganz enorm. Das, was wir uns immer erhofft hatten, ist wieder passiert: Jugendliche aus unterschiedlichen Nationen, unterschiedlichen Religionen, unterschiedlichen sozialen Herkünften spielen wirklich gemeinsam Theater.
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