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Montag, 27. September 2010

Weiter...

...geht die Arbeit, mit allem Eifer, mit aller Leidenschaft. Heute ging es bei der Textprobe an der HS Altenhagen hoch her. Zentrales Thema waren die Begriffe "Respekt" und "Aussöhnung". Wir haben festgestellt, mit welch heftigen Vorurteilen wir dem anderen begegnen, ihn von vornherein ablehnen. Da sind zunächst Bilder von den anderen Religionen gezeichnet worden, die uns erstarren ließen. Aber ebenso intensiv, wie diese schrecklichen Bilder mit Worten gemalt wurden, so leidenschaftlich wurden sie ausdiskutiert und verändert. Und wenn es am Ende nur diese Auseinandersetzungen sind, die übrig bleiben, dann hat sich das Projekt schon gelohnt.


Und für die Videoeinspielungen gingen wir wieder auf Foto-Tour. Zum Thema, was die Jugendlichen in ihrem Alltag, Lebensstil und Umfeld ausmacht, gab es sowohl in Berlin-Zehlendorf (vor einer guten Woche) als auch heute in Hagen starke Mädchenfraktionen, die das Stichwort "Mode" zu Papier brachten. Hier zwei Fotos, eines aus Berlin, das zweite aus der HS Altenhagen. Mode!!

Gespannt sind wir, was bei den jungen Damen aus Modi'in zu diesem Thema kommt...
Übernächste Woche wissen wir mehr. Wir fliegen nämlich nochmal hin!!! 

Freitag, 24. September 2010

"Info" anklicken...

... ist der Tipp für all jene, die Grundsätzliches zu unserem Projekt "Zäune" lesen wollen. "Info" lässt sich gleich neben  "Blog" zu Beginn der Seite anwählen. Der Statistik nach  ist "Info" nicht ganz so der Lesefavorit.

Apropos Grundsätzliches: Dr. Christian Bauer ist Mitautor und wissenschaftliche Säule des „Zäune“-Projektes. Christian funktioniert ähnlich einem wandelnden Lexikon. Ein kurzes Antippen – und schon sprudeln die Gedanken in unaufhörlichem Flusse. Religionsfragen sind für ihn wesentlicher Bestandteil seines Wissensdranges. Neben Tätigkeiten für den großen Lehrer für Ästhetik, Bazon Brock, den er bis vor kurzem als Assistent begleitet hatte, lehrt er an diversen Universitäten und schreibt und schreibt und schreibt...
 




Caroline Nöding  ist Assistentin im LUTZ. Sie ist gerade mit einer Fülle organisatorischer Aufgaben rund um das Projekt beschäftigt. Während der Produktion wird sie die Proben betreuen und die Verantwortung für den reibungslosen Vorstellungsverlauf haben - also 60 Darsteller und die Technik und und und koordinieren... toi toi toi





Und mit Lisa Könnecke zusammen kümmert sie sich um Grundsätzliches, aber auch um die vielen Kleinabstimmungen, die - kurz vor dem großen Fest - immer dringlicher werden.


Und außerdem sind diese Beiden für uns mittlerweile unverzichtbar und mit ihrem unglaublichen, unermüdlichen Engagement eine wertvolle Unterstützung in dieser Spielzeit: Unsere Jahrespraktikanten Debbie Krönung und Marius Heinrich. Sie rennen, machen, organisieren - und haben schon jede Menge Ideen für diverse Abendgestaltungen...

Das Plakat...

Ehrgeiz...

...zeigen die Altenhagener Schüler. Sie hatten von unseren begeisterten Erzählungen über die Proben in Berlin-Zehlendorf gehört. Und jetzt langen sie zu. Bis zum Anschlag. Auch am Wochenende wird geprobt. Allen Beteiligten ganz viel Spaß. Und immer daran denken, wie das in Berlin geklappt hat (siehe: sekuchen-sekuchen...)!!!







Die Hauptschule Altenhagen…

… liegt in Hagens ältestem Stadtteil. Das Rittergut Altenhagen, dessen letzte Reste  im 19. Jh. dem Bau einer Eisenbahnlinie weichen mussten, gilt als Keimzelle der heutigen Stadt Hagen mit seinen fast 200.000 Einwohnern. Durch die vergleichsweise geringe Zerstörung im Zweiten Weltkrieg prägen heute noch sehr viele schöne Gründerzeithäuser das Stadtbild. Nach dem Zweiten Weltkrieg veränderten sich die Wohnstrukturen entscheidend. Viele sozial benachteiligte Familien mit niedrigem Einkommen, alleinerziehende Elternteile mit ihren Kindern sowie zahlreiche Mitbürger mit Migrationshintergrund zogen zu.

Eines der eindrücklichsten Bauwerke ist die Altenhagener Brücke, die als 450 m lange Hochbrücke gleichsam durch die Wohnzimmer der angrenzenden Häuser führt. Menschen aus 82 Nationen leben im Schatten der Brücke.

Die beiden Künstlerinnen Marjan Verkerk und Milica Reinhart haben in einer beispiellosen Kunstidee Interviews mit Frauen aus dem Umfeld der Brücke geführt, deren Lebensgeschichten in farbintensive Kunstwerke verwandelt und diese weithin sichtbar auf die Brücke übertragen. Die „Ebene II“ ist eines der Vorzeigeprojekte der Kulturhauptstadt RUHR.2010.



Das Gebäude der HS Altenhagen ist fast 100 Jahre alt. Das lebhafte Treiben in der Schule ist ein Spielgelbild der heutigen Stadtentwicklung: Hagen nähert sich bei den jungen Einwohnern jener Ausgeglichenheit, bei der auf einen deutschstämmigen Einwohner ein Jugendlicher mit Migrationshintergrund kommt. Die sozialen Reibungspunkte sind ein prägender Eindruck bei der Begegnung mit dieser Schule.

Das lutzhagen gestaltet seit 2006 jährlich mindestens ein riesiges Theaterprojekt mit Schülern dieser Einrichtung. In der täglichen Arbeit zweifelt man oft, ob Kunst die von außen eingeforderte Nachhaltigkeit bei Bildungsfragen und sozialen Schwierigkeiten einlösen kann. Die Wegstrecke von fünf Theaterprojekten, die wir nun zurück gelegt haben, gibt uns mehrfach die Bestätigung: Theater verändert jeden Menschen, es lässt keinen unberührt.



Ein Blick in die Gesichter genügt…

Dienstag, 21. September 2010

Endlich…

Ein schöner Tag, ein ganz entscheidender Tag für unsere „Zäune“: Rund drei Jahre haben wir an der großen Vision gearbeitet, Jugendliche aus den drei monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam für 14 Tage in Hagen zusammen zu bringen, ihnen gemeinsames Leben zu ermöglichen, ihnen die Chance zu geben, sich kennen und respektieren zu lernen – und vor allem: mit einander Theater zu spielen. Die Gäste kommen aus Israel, Berlin-Zehlendorf und Hagen.
Und plötzlich – vor fünf Monaten – fing es kräftig zu knirschen an in dem riesigen Räderwerk. Bürokratische Zäune taten sich auf: Den israelischen Jugendlichen aus Hagens Partnerstadt Modi’in drohte ein Ausreiseverbot. Das „Ministry of Education and Culture “ hatte offensichtlich seit längerer Zeit schon beschlossen, Jugendlichen während der Schulzeit Auslandsaufenthalte zu verwehren. Ein einschneidender, lähmender Rückschlag!!

Nachdem Anfang September – drei Jahre nach Planungsbeginn, sieben Wochen vor der Premiere – plötzlich die Absagebriefe auf Modi’ins Schreibtischen verfasst wurden, als die Türen schon fest zugeworfen schienen, kam Hilfe!! Sie kam nicht von oben, wie es bei einem Theaterprojekt über Religionen zu vermuten sei, nein: Sie kam in ganz bodenständiger, klarer und eindrucksvoller Weise durch den Hagener Bundestagsabgeordneten René Röspel. Seinem Kommunikationsgeschick mit Botschaftern, Staatsministern und Ministerpräsident(inn)en ist es zu verdanken, dass das Unmögliche heute nachmittag doch noch wahr wurde: Das israelische „Ministry of Education and Culture“ gab sein okay zur Ausreise der Schüler.
Unser allergrößter Respekt und Dank gilt René Röspel für seine engagierte, prompte und erfolgreiche Hilfe.

Seit heute nachmittag laufen die Drähte nach Modi’in wieder heiß. Verloren gegangene Vorbereitungszeit muss dringend aufgeholt werden. Mrs. Ziva Assa am anderen Ende der Leitung sprach heute von einem Wunder. Jetzt gilt es, das Wunder in Theater umzusetzen. Packen wir’s an!!

Sonntag, 19. September 2010

Impressionen…

Eine sehr lange Woche mit anspruchsvoller und harter Arbeit in Berlin-Zehlendorf geht zu Ende. Natürlich gilt unsere riesige Hochachtung den Projektteilnehmer des Werner-von-Siemens-Gymnasiums!! Acht Tage haben wir jetzt gemeinsam probiert. Mehrere Stunden wurden an den Wochenenden zur Verfügung gestellt. Während der Schulzeit gab es vormittags regulären Unterricht, aber nach einer sehr knappen Mittagspause ging es  schon wieder hinein in die Probenräume.
Mit großem Enthusiasmus wurde vor allem an den Choreographien gearbeitet. Ein Abschnitt, dem Strawinskys „Le Sacre du Printemps“ zugrunde liegt, forderte in ganz besonderem Maße Beweglichkeit des Körpers und des Hirns. Um die sehr vertrackten Akzente der Musik schneller erlernen zu können, wurden eigene Speisenfolgen erstellt: „sekuchen-sekuchen-Salat-Salat-sekuchen…“ und ähnliche Köstlichkeiten halfen dem Einen oder Anderen, Betonungen und Bewegungen besser zu koordinieren. Und seither  wissen wir, was es zur Premierenfeier geben wird: Käsekuchen und…

Außerdem gab es erste Textproben - und: Foto-Exkursionen. Für diverse Video-Einspielungen benötigen wir dringend Fotomaterial. Und zwei reizende junge Damen haben dafür mit dem Regisseur zusammen einen wunderbaren Spaziergang durch Zehlendorf gemacht...

Die Zusammenarbeit mit dem Werner-von-Siemens-Gymnasium klappt hervorragend. Die Schüler sind höchst motiviert, zuverlässig und sehr, sehr begabt!! Gute Probenräumlichkeiten stehen zur Verfügung. Und Gabriele Holland sowie – trotz gerade erst überstandener Operation – Annett Steinacker stehen mit Herz und Seele zu ihren Schülern und zu unserem „Zäune“-Projekt.
Die Tage vergingen wie in dem oft zitierten Flug. Herzlichen Dank an alle!! Berlin adé!! – (Alten-)Hagen, wir kommen!!




Donnerstag, 16. September 2010

Die Musik…

…wird zu einem wesentlichen Teil von unseren Schlagwerkern  Max Kotzmann und Dominik Hahn gestaltet. Beide erhielten ihre Ausbildung als Jazz-Schlagzeuger am ArtEZ Conservatorium Enschede (NL). Neben schrillen improvisatorischen Teilen werden sie auch den starken groove für einige der choreographischen Szenen bauen. Dominik ist dem LUTZ seit seinen ersten Stunden verbunden, Max ist neu dabei. Herzlich willkommen!!

Das Werner-von-Siemens-Gymnasium…

…ist eine der beteiligten Projektschulen. Sehr idyllisch gelegen in Berlin-Zehlendorf, gehen seine Ursprünge zurück just in jene Tage, als in Hagen Karl Ernst Osthaus seine wesentlichen Impulse für eine neue Stadtentwicklung gab, in jene Tage, als man daran ging, in Hagen ein Theater zu planen und wenig später auch tatsächlich zu errichten.
1909 erhielten in der „Privatschule Nicholassee“, einer wunderschönen Villa Zehlendorfs, die ersten Schulklassen ihren Unterricht. Seit 1964 – nach wechselnden Orten und auch wechselnden Namen –sind die mittlerweile über 1000 Schüler in der Beskidenstraße untergebracht. Was für uns (aus Hagen kommend) sofort ins Auge sprang, war die geringe Zahl an Jugendlichen mit Migrationshintergrund: Weniger als 2%.
Namenspatron ist Werner von Siemens, Begründer der Elektrotechnik und der Siemens AG. Und zum Glück entwickelte er im Jahr 1880 den elektrischen Fahrstuhl, denn unsere Hotelzimmer liegen in der 5. Etage.

Unschätzbarer Vorteil für unsere Zusammenarbeit ist – neben mehreren anderen Unterrichtsschwerpunkten – die qualitätsvolle Ausbildung in den künstlerischen Fächern. Die 21 beteiligten Schüler sind allesamt Mitglieder Grundkurses für darstellendes Spiel. Annett Steinacker und Gabriele Holland haben die Fäden fest in der Hand!!